Erinnerungen an Typo Fröhlich I

Keep smiling!

Der Düsseldorfer Grafiker Stefan Caesar hat einst dieses wunderbare Signet im Auftrag der Werbeagentur Hesse Design für die renommierte Layoutsetzerei Typo Fröhlich (RIP) entworfen. In der Praxis kam es vorallem auf Mappen zum Einsatz, in denen Korrekturfahnen, Papierbelichtungen und Druckfilme zum Kunden transportiert wurden. Es gab verschiedene Farbvarianten und die oben gezeigte war stets mein Favorit. Während meiner Ausbildung bei Typo Fröhlich habe ich tausende dieser Mappen gepackt, akkurat mit Edding beschriftet, mit Tesafilm umwickelt – stets blickte mich das Strichmännchen fröhlich an. So muss es auch den Kunden ergangen sein. Sicherlich erinnert sich der eine oder andere Werber in Düsseldorf an diese bunten Kerlchen (oder ist es eine Sie?), die der Kurierdienst rund um die Uhr, völlig außer Atem hechelnd, zustellte.

Die eigentlich schlichte Idee des reduzierten „Mondgesichts“ gefällt mir bis heute. Der Charme ergibt sich nicht nur aus der Nutzung zweier häufig verwendeter, typographischer Zeichen, sondern auch aus der augenzwinkernden Bezugnahme zum Namen der Inhaber, Günter und Klaus Fröhlich. Heute, wo im Internet Smileys aus Zeichen bzw. Buchstaben Standard sind, und jeder Emojis auf dem Smartphone benutzt, erscheint der Entwurf etwas simpel, damals jedoch gab es so etwas nicht und auch die gelben Smileys der 1960er Jahre waren zur Zeit der Erstellung längst verblasst. Alles andere als blass waren dagegen die ungewöhnlichen Farbkombinationen, welche Stefan Caesar für das Signet vorsah. Orange, Mintgrün, Lila und Goldgelb wurden munter kombiniert. Eine frische Farbwelt, die mit dem angestaubten monochromen Image der Satzstudios endgültig abschloss. Zur Erklärung: Bis zum Durchbruch des DTP mittels Computer waren Schriftsatz und Lithographie zwei getrennte Welten – die eine schwarz-weiss, die andere farbig.

Übrigens: Aus Zeichen gesetzte oder gezeichnete Gesichter sind keine Erfindung der Neuzeit. Schon 1741 gab es handschriftliche Smileys in Publikationen. Die ersten bekannten Gesichter aus Bleisatzlettern erschienen 1893 im Kreisblatt für den Kreis Malmedy. Genau 70 Jahre später gestaltete der us-amerikanische Werbegrafiker Harry Ball den bekannten schwarzen Smiley auf gelbem Grund, sozusagen das erste Emoticon überhaupt. Der Auftraggeber, die State Mutual Life Assurance Cos. of America ließ davon Buttons (für Internal Relations & Motivation) produzieren, die später beim 1968er „Summer of Love“ ein sehr beliebtes Accessoire wurden. Ende der 1980er Jahre erlebte das fast vergessene Symbol der Fröhlichkeit in der Acid House-Szene ein kurzes Revival.

Text: © Hans-Christian Wichert