↓
„Wer nichts waget, der darf nichts hoffen“
Als ich in den 1990er Jahren täglich den halben Morgen damit zubrachte, mich in einem reichlich stillosen Steel Train (silberner Nahverkehrszug der Deutschen Bundesbahn) vom Niederrhein in die damalige Werbe- und Fashionhochburg La Düsseldorf transportieren zu lassen, fiel mein Blick regelmäßig auf das gewaltige, in der Sonne fahl glitzernde Gebäude am Duisburger Hauptbahnhof – das Klöckner-Haus. An diesem, euphemistisch „Silberpalais“ genannten Kolloss Komplex mit seiner futuristischen Alu-Vollverkleidung und den zwei charakteristischen Blöcken auf dem Dach, prangte, seit ich denken kann, immer ein schmuck- wie serifenloser Schriftzug: KLÖCKNER. Eines Tages jedoch, war dieser verschwunden und einem enigmatischen Bild, geformt aus Acrylglas-Outlines, gewichen. Statt der schweren Versalien prangte dort nun ein lustig von rechts nach links jagender Cartoon-Hund mit einem roten Ball in der Schnauze. Das Rätsel klärte sich nur wenige Tage später auf, als ich in einer aktuellen Ausgabe der w&v blätterte. Der Hund an der Fassade war tatsächlich Teil des neuen Corporate Designs der neustrukturierten Klöckner & Co. AG, schnittig von der britischen Agentur CloserLondon (heute CloserEurope) entworfen und auf magische Weise an die Werbeabteilung des alteingesessenen Stahlhandelkonzerns verkauft.
Um die Grandiosität dieses Design-Deals zu begreifen, muss man sich vergegenwärtigen, mit welchem internationalen Schwergewicht es die jungen Gestalter zu tun hatten. Der in Duisburg beheimatete Stahl-, Eisen- und Nichtmetallhandel war im Jahre 1906 gegründet worden und hatte sich trotz widriger Zeiten zu einem global player auf dem Stahlmarkt entwickelt. Thyssen, Krupp oder Mannesmann waren direkte Mitbewerber. 80 Jahre lang war es ein personengeführtes Unternehmen auf Expansionskurs, bis Ende der 1980er Jahre herbe Verluste aus Termingeschäften das Basiskapital auf einen Schlag vernichteten. Der Konzern musste von der Deutschen Bank gerettet und unter neuem Inhaber (VIAG) grundlegend umstrukturiert werden. In den Folgejahren wurde Klöckner zu einem schlanken, dienstleistungsorientierten Handelsunternehmen umgebaut, aus dem schließlich die bis heute bestehende Klöckner & Co SE – Steel & More hervorging.
Text: © Hans-Christian Wichert
Klöckner was one of the old heavies in steel, inspired by our consultants’ business creativity, we embraced the opportunity to become a modern service leader.
Dr. Heimo Prokop, VP Corporate Communications, Klöckner & Co. Duisburg
Zu diesem Anlass wurde auch ein neuer Markenauftritt gesucht, der die neue Ausrichtung auf Flexibilität und Individualisierung international transportiert. Bedauerlicherweise sind (mir) keine Details zur Vergabe des Etats an die Londoner Agentur bekannt. Auf jeden Fall muss dieses äußerst mutige Beispiel für ein komplett neugestaltetes Unternehmens-Image großen Eindruck auf die „alten“ Herren in Duisburg gemacht haben. Bis heute ist das gesamte CI von CloserLondon mitsamt Wortmarke und Hund weltweit im Einsatz, letzterer vorallem im Bereich Public Relations.
Hätten Sie gewusst, was der Hund im Einzelnen symbolisiert?
Alle Abbildungen: © CloserEurope, UK